Deutsche Türkei Zeitung

Neue Kolumne: Wie werden Sie genannt?

Türkei-Zeitung: Angelika Kammer

Gehören Sie zu den seltenen Menschen, die mit ihrem Namen angesprochen werden? Oder haben Freunde und Bekannte Ihren Vornamen schon so abgekürzt, dass Sie ihn nicht erkennen würden, wenn man Sie nicht völlig ungefragt ständig so rufen würde.

Wie steht es mit Ihrem Hausnamen? Ist auch der schon gekürzt und zerstückelt worden, dass es Ihnen schon fast peinlich ist, wenn er quer durch den Supermarkt gerufen wird?

Gerne wird auch an Vornamen ein verniedlichendes "...chen" gesetzt. Das hört sich dann so an, dass aus Heidi ein Heidichen wird, oder Giselachen. Vielleicht ein Ausdruck besonderer Zuneigung? Aber sicher tut man manchen Leuten keinen Gefallen mit der Verniedlichung ihres Namens.

Kürzlich in Holland einkaufend, rief eine Frau quer durch den überfüllten Landen, Reginchen, hier sind die Leggins für 3 Euro. Die Blicke der anwesenden Kunden folgten regelrecht dem Ruf der eigentlich wohlwollenden Freundin. Die Blicke hefteten sich auf eine Frau wie ein Kleiderschrank, die gerade versuchte, durch zwei zu eng aneinander stehende Rollcontainer mit Milchbrötchen mit und ohne Rosinen zu kommen.

Mit hochrotem Kopf senkte sie den Blick auf den Einkaufswagen und konzentrierte sich auf ihr Manöverierproblem mit dem selbigen. Ob die ungewollte Aufmerksamkeit nun dem verniedlichten Namen Reginchen galt, oder dem beachtlichen Organ der wohlwollenden Freundin oder gar der Vorstellung, der sich bestimmt nur wenige entziehen konnten, sich dieses recht kräftige Reginchen in Leggins vorzustellen, wird uns ein Rätsel bleiben.

Die Sinne dafür geweckt, wie sich Freunde und Paare ansprechen, war ich von lauter Schätzen umgeben. Schatz, wieviel sollen wir von den Kaffeepads nehmen? Schatz, ich bin hier! Schatz ich gehe schon mal raus? Schatz, jetzt komm doch endlich!

Aber wenn ich mir die "Schätze" so anschaute, lag es wohl eher in der liebevollen Betrachtung der Schatzbesitzer, diese so zu nennen. Tja, Schätze sind auch nicht mehr das, was man sich so als Kind unter einem kostbaren und funkelnden Schatz vorgestellt hat.

Ach ja, es waren auch jede Menge Mäuschen und Häschen zugegen. Seltsam, die meisten springen schreiend auf Stühle und Tische, wenn sie eine Maus sehen, aber jetzt...

Ein Kosename passte fast immer, das war das Bärchen, Zuhause auch gerne Schmusbärchen genannt. Man kann sich größtenteils drauf verlassen, dass das Bärchen übergewichtig, rund und gemütlich, meistens etwas abseits geduldig wartend steht. Na, wie Bärchen eben so sind.

Ich bleibe bei dem Schatz, denn auch bei einem Schatzwechsel passt der Kosename immer. Erstaunlicherweise kennen alle Schätze ihre Zugehörigkeit. Muss an den Stimmen liegen, denn ich hatte noch nie mehrere Schätze vor mir stehen. (28.11.2011)